Europris ist Norwegens größte Discounter-Einzelhandelskette. Ihr Niedrigpreis-Modell erfordert optimierte Beschaffung, Logistik und Distribution. Europris bietet konkurrenzfähige Eigenmarken und Markenprodukte aus 12 Kategorien an, darunter Wohnbedarf, DIY und Gartenpflege. 2015 begann das Unternehmen, seine Supply-Chain zu optimieren, um mehr Übersicht zu erlangen, Arbeitskapital freizusetzen und den Kundenservice zu verbessern.

Interview with Marco Pair, Supply Chain Manager at Europris

Hintergrund

Das Supply-Chain-Team von Europris kämpfte mit zwei Problembereichen: Erstens hatten manche Filialen deutlich mehr Bestand als andere. Diesen galt es insgesamt um 10-20% zu reduzieren. Zweitens schien es keinen Zusammenhang zwischen Bestand und Verfügbarkeit zu geben. Manche Filialen mit geringen Beständen wiesen eine hohe Verfügbarkeit auf, während es bei anderen trotz Überbeständen oft zu Stockouts kam.

Das grundlegende Problem war für Europris mangelnde Transparenz. Besonders die Übersicht über tatsächlich verfügbare Bestände war unzureichend. Das Serviceniveau in den Filialen sollte effizient und verlässlich messbar sein, um effektive Prognosen zu planen. Deshalb wandte sich Europris an RELEX.

„Vor der Implementierung von RELEX war es schwierig für uns, Verfügbarkeiten genau zu messen. Uns blieb nur, selbst die Filialen zu besuchen oder Kundenbeschwerden auszuwerten“, so Marco Pair, Supply-Chain-Manager bei Europris. „Uns wurde gesagt, dass unsere Kampagnenprodukte ausverkauft seien, obwohl diese noch beworben wurden. Das wirkte sich unvermeidlich negativ auf die Kundenloyalität aus.“

„Es fühlt sich für die Filialen an, als hätten sie einen zusätzlichen Mitarbeiter für Bestellungen. Dieser Mitarbeiter ist RELEX.”

Marco Pair, Supply Chain Manager, Europris

Changemanagement

Vor der Optimierung der Dispositionsprozesse wurden Bestellungen in Filialen von Filialleitern ohne technische Analysen oder Prognostizierungen durchgeführt. Für Bestellungen benötigten Filialleiter bis zu drei oder vier Stunden pro Woche. Nach Überprüfung der Betriebsabläufe entschied sich Europris für die Zentralisierung der Dispositionsprozesse, um größtmöglichen Nutzen aus RELEX’ Automation und Analysen zu ziehen. Europris formte ein Supply-Chain-Team, das die Verantwortung für den Warenfluss der ganzen Supply-Chain übernimmt. RELEX liefert akkurate Prognosen und schlägt automatisch Bestellmengen vor, die dann zur Prüfung und Genehmigung an die Filialleiter geschickt werden.

Die größte Herausforderung war keine technische, sondern lag darin, die Kollegen von den Vorteilen des Systems für alle im Unternehmen zu überzeugen. Pair besuchte mit Super-Usern Filialen, um den Filialleitern zu versichern, dass sich ihre Rollen nur ändern und nicht herabgestuft werden. Mit E-Learning wurde zur Projektbegleitung ein großes Sortiment an Übungswerkzeugen erstellt.

Während des Rollouts änderten sich die Einstellungen schnell: „Filialleiter kamen zu uns und sagten ‚Wir wollen nicht mehr drei Monate auf die Implementierung warten, können wir schon jetzt starten?‘ Dieses Interesse von Filialen an einem IT-Projekt ist bemerkenswert.“ Nun benötigen Filialleiter statt drei Stunden nur etwa 30 Minuten pro Filiale für Bestellungen. Sie widmen ihre Zeit dem Kundenservice, dem Optimiern von Displays und der Aktualisierung von Flächenplänen, was zu stärkerer Kundenbindung und höherem Umsatz führt.

„Es fühlt sich für Filialen an, als hätten sie einen zusätzlichen Mitarbeiter, der Bestellungen bearbeitet. Dieser Mitarbeiter ist RELEX“, so Pair.

„Filialleiter kamen zu uns und sagten ‚Wir wollen nicht mehr drei Monate auf die Implementierung warten, können wir schon jetzt starten?‘“

Marco Pair, Supply Chain Manager, Europris

Innovation

Das Projekt unterstreicht die enge Zusammenarbeit von Europris und RELEX. Durch Erfahrung und Expertise konnte RELEX optimale Vorgehensweisen teilen und dabei helfen innovative Lösungen für Herausforderungen zu entwickeln. Eine dieser Herausforderungen war es, Musterbestände zu bestimmen: ein Standardparameter der Software, der die Mindestbestände der Artikel festlegt, die in jeder Filiale im Regal stehen müssen. Zunächst wurden Mindestbestandsmengen zentral definiert, aber die Ergebnisse der „one-size-fits-all“-Methode waren unbefriedigend.

Deshalb hat RELEX zusammen mit Europris ein neues „plug and play“-Tool entwickelt. Es nutzt Daten des Space-Planning-Systems von Europris, um die für gelungene Regaldisplays benötigten Mindestmengen zu berechnen. Für jedes einzelne Planogramm bezieht es dabei Regalaufstellung, Gestaltung und die Parameter für Routine- oder Kampagnenprodukte mit ein. RELEX prognostiziert und empfiehlt Bestellmengen automatisch oder schlägt die nötigen Bestellmengen vor, um den verfügbaren Platz für jedes Produkt zu füllen. „Filialleiter erhalten nun Bestellvorschläge von RELEX, ohne dass sie Tausende von Parametern aktualisieren müssen,“ so Pair.

Resultate

Die Implementierung verlief bei allen Zulieferern, den über 230 Filialen und dem Distributionszentrum reibungslos. Alle wurden in wenigen Monaten an das System angeschlossen.

“Von technischer Seite aus gab es kaum Hindernisse. In den Projektmeetings fragten wir ‚Wann wird ein Bug auftauchen?‘ Das passierte nie. Haben wir uns je gefragt, ob wir mit RELEX wirklich die richtige Entscheidung getroffen haben? Nein, niemals“, so Pair.

Eine hohe Supply-Chain-Transparenz zu erreichen, bedeutete für Pair und seine Kollegen zu wissen, welche Bestände es in den Filialen gab. Darüber hinaus liefert RELEX exakte Prognosen und automatisiertes Kampagnenmanagement. Bestände sanken, die Verfügbarkeit erhöhte sich und Europris konnte seine Logistik und seinen Personalbedarf zusehends besser planen.

Pair rechnet mit weiteren Effizienzsteigerungen: „Bis jetzt haben wir erst 40 Prozent des Möglichen erreicht. Ein fantastischer Strategieplan liegt vor uns. Die nächsten zwei Jahre sind vollgepackt mit Dingen, die wir jetzt dank RELEX tun können.“