Lebensmittelverschwendung stoppen: Win-Win für Händler und den Planeten

Mar 14, 2019 3 min

Anfang November veröffentlichte RetailWire eine Diskussion zum Thema „Wie können Lebensmittelhändler die Herausforderung der Verderbsreduktion am besten in Angriff nehmen? Welche Prozesse müssen eingeführt werden, um Verfügbarkeit hoch und Verderb gering zu halten?“ Mein Beitrag zu dieser Diskussion betrachtet eine weitere Komponente: Händler sind in der Verantwortung, den Verderb von Frischwaren zu reduzieren – nicht nur aus unternehmerischen, sondern auch aus sozialen Gründen müssen sie daher Supply-Chain-Prozesse verbessern.

Ist Lebensmittelverschwendung ein entscheidender Faktor für den Profit von Händlern und das Wohl des Planeten?

Für Frischeprodukte sind die finanziellen Vorteile der Reduzierung von Verderb bekannt und gut dokumentiert. Im Durchschnitt verlieren Lebensmitteleinzelhändler pro Jahr 70 Millionen US-Dollar allein durch Verderb. Bei den größten Händlern gehen die entgangenen Umsätze in die Hunderte Millionen Dollar. Dass der Verderb von Frischeprodukten ein stets präsentes (wenn auch überwindbares) Hindernis in der zunehmend kompetitiven LEH-Landschaft darstellt, ist nichts Neues.

Doch endet die Verantwortung eines Unternehmens am Tellerrand der eigenen Kosten-Nutzen-Rechnung? Oder geht sie darüber hinaus und umfasst eine zweite, größere Verantwortung – gegenüber den Kunden und dem Planeten, der die Güter liefert? Die Auswirkungen auf die Umwelt, die eine schlecht geplante Supply-Chain nach sich zieht, sind signifikant.

Dazu ein kurzer Überblick: Die Vereinten Nationen schätzen, dass jedes Jahr weltweit 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel verschwendet werden. Das ist etwa ein Drittel der Nahrung, die der Planet erzeugt, und genug, um die gesamte Weltbevölkerung zweimal zu ernähren. Welcher Teil dieser schwindelerregenden Menge lässt sich auf die LEH-Lieferkette zurückführen?

Die Vereinten Nationen schätzen, dass jedes Jahr weltweit 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel verschwendet werden. Das ist etwa ein Drittel der Nahrung, die der Planet erzeugt, und genug, um die gesamte Weltbevölkerung zweimal zu ernähren.

Allein in den Vereinigten Staaten werfen Händler jährlich etwa 19,5 Millionen Tonnen Lebensmittel weg. Dieser Verlust übersteigt die Äpfel oder Brotlaibe, die im Müll landen. Auch Treibstoff, Wasser und Agrarflächen, die für die Produktion dieser Güter benötigt werden, sind miteinzubeziehen. Jonathan Bloom, Autor von „American Wasteland“, schätzt, dass die USA für die Produktion von Lebensmitteln, die nie gegessen werden, etwa das 70-fache der Menge Öl verbrauchen, die bei der Deepwater Horizon-Katastrophe in die Umwelt gelangte. Zudem verursachen Lebensmittel, die weltweit in Deponien verrotten, so viel Methangas wie eine ganze Industrienation. Würden die verschwendeten Lebensmittel einem Land zugeordnet, würde dieses laut den Vereinten Nationen die dritthöchsten Treibhausgasemissionen nach den USA und Kanada verzeichnen.

Oft sind es Ängste und das Fehlen eines modernen Supply-Chain-Managements, die den Verderb frischer Produkte im Lebensmitteleinzelhandel befeuern. Um leere Regale zu vermeiden – koste es, was es wolle – bestellen Einkäufer manuell zu viel. Filialmanager horten während Kampagnen Bestände, die niemals verkauft werden. Am Ende bleiben sie auf Bergen unverkaufter Ware sitzen, die entsorgt werden muss. Die Ängste sind natürlich berechtigt: Im Lebensmitteleinzelhandel mit seinen geringen Margen ist der Konkurrenzkampf bekanntermaßen hart.

Jedoch sind die Möglichkeiten, den Verderb von Frischwaren und die Verschwendung von Nahrungsmitteln zu bekämpfen, vorhanden – deshalb muss die Antwort lauten: Ja, Lebensmittelhändler haben neben ihrer unternehmerischen auch die soziale Verantwortung, ihre Supply-Chain-Prozesse zu optimieren. In zunehmendem Maß interessieren sich Verbraucher für die Verschwendung von Lebensmitteln: Die Rufe nach ethisch produzierten Nahrungsmitteln und den damit verbundenen Prozessen werden immer lauter. Denken wir also an unsere Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen sowie dem Planeten. Denn dieser liefert auch künftig die Lebensgrundlage für Verbraucher wie Lebensmittelhändler.

Dieser Text wurde ursprünglich auf RetailWire veröffentlicht. Diverse Fachleute beteiligten sich mit wertvollen Beiträgen (hier zu lesen) an der Diskussion.

Um der Verschwendung von Lebensmitteln den Kampf anzusagen, haben wir die „Best Practices für das Managen von Supply-Chains im Lebensmitteleinzelhandel“ zusammengestellt: Ein Guide, der die wichtigsten Methoden erläutert, um das Reaktionsvermögen und die Effizienz von Supply-Chains im Lebensmitteleinzelhandel zu erhöhen.

Quellen

Beitrag von

Andrew Blatherwick

Chairman Emeritus and Advisor