Dieser Artikel von Jörg Rode wurde ursprünglich am 10. Dezember 2021 in der Lebensmittel Zeitung veröffentlicht (Copyright Deutscher Fachverlag GmbH).
Der Lebensmittelhändler Coop Dänemark ist einer der ersten großen Filialisten in Europa, der Auto-Dispo und Regalplanung nahtlos in einem IT-System verknüpft. Mittelfristiges Ziel sind Outlet-individuelle Sortimente und Produktplatzierungen.
Der zweitgrößte dänische LEH-Filialist Coop nutzt Software des finnischen Anbieters Relex, um Abverkaufsprognose, Automatische Disposition sowie Flächen- und Regalplanung über ein integriertes System zu berechnen. Ziel sind nach Angaben von Coop-Logistik- Direktor Henrik Gerdt filialindividuelle Sortimente, bei denen auch die Zahl der Facings für die einzelnen Artikel an Abverkäufe und Kundschaft des jeweiligen Geschäfts angepasst sind.
Das Unternehmen ist mitten in einem stufenweisen Rollout der neuen, Cloud-basierten Relex-Version „Living Retail Platform“ und steuert laut Gerdt jetzt ungefähr die Hälfte der Artikel (SKU) mit dem aktuellen System der Finnen. Der Servicelevel der Coop-Logistik gegenüber den Geschäften liege dank der besseren Auto-Dispo jetzt über 98 Prozent.
„Früher haben wir die Sortimente für größere Cluster von Märkten optimiert. Wir erwarten jetzt, mit dem neuen System auf Ebene der einzelnen Filiale deutlich besser zu werden“, erläutert der Logistik-Chef. Derzeit sei Coop noch in der Lern- und Optimierungsphase. „Wir sind noch nicht am Ziel“, sagt der Manager.
Der Cheflogistiker nennt zwei Beispiele für eine solche filialindividuelle Regalplanung: Die Verbraucher in der Hauptstadt Kopenhagen hätten andere Bedürfnisse als die in ländlichen Teilen Jütlands. Coop biete in ganz Dänemark weitgehend die gleichen Waren an, aber in Kopenhagen sei der Absatz ökologischer Produkte deutlich höher, so dass sie auch mehr Facings im Regal erhalten müssten.
Ähnlich sinnvoll ist laut Gerdt aber auch eine Steuerung der Regalplätze im Zeitverlauf. So gebe es bei manchen Produkten sehr unterschiedliche Verkaufszahlen vor Weihnachten und danach – und auch das regional unterschiedlich. Eine nachfrageorientierte Verteilung der Facings sei für filialindividuelle Sortimente mindestens so wichtig wie eine lokal berechnete Listung. Nach Einschätzung Gerdt ist das „der Weg, den wir Händler in Zukunft gehen müssen“. Die zu bewältigende Komplexität und damit die Anforderungen an die IT-Systeme stiegen immer weiter.
Coop fiel die Entscheidung für die integrierte Lösung von Relex besonders leicht, weil die Dänen den Kern der Regalplanung schon lange nutzen: Das System der britischen Firma Galleria, die 2016 von Relex gekauft wurde. Als Vorteil der Retail-Software von Relex nennt Gerdt, dass normale Angestellte aus den Fachabteilungen das System für ihre Aufgaben selbst konfigurieren könnten, ohne häufig auf die IT-Abteilung zurückgreifen zu müssen.
Coop kombiniert Auto-Dispo und Regalplanung als Teil einer großen Erneuerung der IT-Landschaft. Als größtes Projekt gehört dazu die Einführung des Warenwirtschaftssystems SAP Retail in der aktuellen S/4Hana-Version. Die IT-Modernisierung verbinde das Unternehmen damit, bei tradierten Geschäftsprozessen aufzuräumen und diese zu optimieren, sagt Gerdt. Die neue Warenwirtschaft steuere bereits die Hälfte des Umsatzes. SAP und Relex verwendeten die gleichen Daten. Die Verbindung der Systeme der beiden IT-Anbieter sei unproblematisch.
Zu Coop gehören die LEH-Vertriebslinien Brugsen, Kvickly, Fakta, Coop365 und Irma mit rund 1.000 Filialen in Dänemark und einem Jahresumsatz von 2020 über 6 Mrd. Euro.