Die letzten Monate waren eine Art Feuerprobe für viele Lieferketten: Einzelhändler aller Branchen arbeiteten mit Hochdruck daran, die wichtigsten Produkte an ihre Kunden zu bringen. Besonders betroffen war unter anderem die Pharmabranche: Hier schwankten Verbraucher zwischen Hamsterkäufen und normalem Kaufverhalten. Category-Einkäufern bereitete das Kopfzerbrechen, hätten sie doch normalerweise in diesem Zeitraum einen Rückgang der absatzstärksten Saison verzeichnet. Stattdessen mussten sie schnell umschwenken und die Probleme ihrer Supply-Chain reaktiv lösen: Wer ineffiziente Planungstools verwendete, stand hier plötzlich vor großen Herausforderungen.
Mit dem Abebben der ersten COVID-19-Welle und dem Ende des Sommers in Sicht, müssen sich Einkäufer im Pharmabereich auf künftige Anstürme vorbereiten. Um den sich ändernden Bedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden, sollten Category-Manager und Einkäufer den Best-Practice-Empfehlungen des Bestandsmanagements folgen und auf Tools setzen, die signifikante geschäftliche Verbesserungen bewirken.
IT- und Merchandising-Teams sind gut beraten, gemeinsam zu bewerten, welche Tools ihnen zur Verfügung stehen, und Top-Anbieter von Lösungen für robuste, akkurate Absatzprognosen, granulare Absatzdaten und integrierte Dispo und Allokation zu identifizieren. Arzneimittelhändler benötigen diese Tools nicht nur, um die fortwährenden Herausforderungen der Pandemie zu meistern, sondern auch, um ihre Systeme proaktiv auf den neuesten Stand zu bringen und sich so Vorteile in einem immer vielfältigeren Wettbewerbsumfeld zu sichern.
Robuste, akkurate Absatzprognosen: Einzelhändler, die sich auf isolierte Prognosen für das Bestandsmanagement verlassen, reagieren langsamer auf Nachfrageänderungen als Händler, denen eine umfassende Prognose zur Verfügung steht, die alle Nachfragefaktoren berücksichtigt. Beispielsweise verwenden einzelne Einkäufer vielleicht Tabellenkalkulationen, um lokale Prognosen auf Grundlage eines einfachen gleitenden Mittelwerts zu generieren. Diese Prognosen lassen sich kaum oder gar nicht aggregieren, beziehen Promotions vielleicht nicht ein und können zu Filialprognosen führen, die stark von den Prognosen der Verteilzentren abweichen. Selbst wenn Einkäufer sich eine Basisprognose teilen, benutzen sie gegebenenfalls unterschiedliche Tools für die Prognose von Markdowns und Promotions. Können diese Tools nicht miteinander kommunizieren, führt das leicht zu abweichenden Preisstrategien.
Die Lösung für Einzelhändler ist eine einzige datenbasierte Prognoseplattform. Durch eine integrierte Lösung profitieren Einkäufer und zentral arbeitende Teams von besserer Transparenz hinsichtlich der Wirkung von Promotions, Markdowns, Preisanpassungen, Produkteinführungen, Sortimentsänderungen und ähnlichem.
Granulare Absatzdaten: Um für eine neue Coronawelle gewappnet zu sein, benötigen Händler Daten von hoher Granularität – also detaillierte Daten, die eine Zielvorgabe auf der niedrigsten Ebene ermöglichen. Datenfelder müssen mehr als nur Verpackungsart, Größe und Geschmacksrichtung jeder SKU abbilden: Sie sollten Daten in ihre Bestandteile unterteilen und zergliedern, etwa nach Aspekten wie dem genauen Standort der SKU in der Filiale oder dem Zusammenhang von Promotions mit dem Produkt und mit ähnlichen Produkten. Ergänzen Händler die Muster, die sie während der ersten COVID-19-Welle identifiziert haben, mit neu aufkommenden Nachfragetrends auf Kanal-/Standort-/Artikelebene, können sie sich besser darauf vorbereiten, Bestandsmengen der gefragten Produkte aufzustocken, während der Herbst näher rückt.
Integrierte Dispo und Allokation: Schnelles Reagieren in einem dynamischen Umfeld erfordert eine ganzheitliche Sicht auf Bestand und Nachfrage. Eine integrierte Supply-Chain ermöglicht sowohl proaktives Planen als auch reaktive Prozesse. Beide Fähigkeiten sind von kritischer Bedeutung, wenn Waren von Standorten mit Überbestand an Standorte mit Verknappung verschoben oder Produkte effizient beschafft werden müssen. Mit einer Supply-Chain-Software, die ihnen diese Funktionen bietet, blicken Pharmahändler dem nächsten heraufziehenden Sturm gelassener entgegen – insbesondere, wenn sie ihre Planungsprozesse nach den Best Practices ausrichten.
Disposition für stabile Kategorien automatisieren: Wollen Einzelhändler ihren Category-Management-Teams Zeit verschaffen, sich auf anspruchsvolle Aufgaben zu konzentrieren, sollten sie ihr Planungssystem nutzen, um Prozesse wie Prognostizierung, Allokation und Disposition für stabil bleibende Kategorien zu automatisieren. Diese Prozessautomatisierung erlaubt den Teams, sich auf die Schlüsselkategorien zu konzentrieren, die von einer erneut stark ansteigenden Nachfrage am stärksten betroffen sein werden.
Nach Ausnahmen managen: Wenn stabile Kategorien einmal automatisiert sind und Händler eine detaillierte Sicht auf ihre Daten haben, können sie einen Schritt weitergehen und die Ausnahmen überprüfen, auf die ihre Einkäufer sich konzentrieren. Einkäufer sollten sich wichtige Ausnahmen anschauen: Zum Beispiel hochpreisige SKUs, die während der ersten Welle geringe Vorratszahlen aufwiesen, aber auch SKUs, deren Trend sich zum Herbst hin höher entwickelt als ihre Prognose verläuft und Produkte mit Überbeständen in den Verteilzentren. Diese Ausnahmen liefern Einkäufern strategische Entscheidungshilfen, um die richtigen Vorratsmengen zu lagern, Bestand dorthin zu senden, wo er benötigt wird und die Produktverkäufe anzukurbeln.
Einen effektiven Prozess für Allokationen bei Verknappung etablieren: Übersteigt die Nachfrage nach bestimmten Artikeln den Vorrat im Lager, müssen Supply-Chain-Planer bereit sein, Hamsterkäufe auf Filialebene zu managen. Datengesteuerte Allokationen auf Ebene der Filialverkäufe stellen sicher, dass die Bestände dort zugeteilt werden, wo sie am dringendsten benötigt werden. Optimierte Knappheitsallokationen verhindern nicht, dass Shopper Artikel horten, sie ermöglichen dem Supply-Chain-Team jedoch, die verfügbaren Waren optimal zu verteilen.
Kategorien identifizieren, die von steigender Nachfrage betroffen sind: Einkäufer und Category-Manager sollten Trends aus der ersten Pandemiewelle ausfindig machen, da diese sich im Herbst oder Winter wiederholen könnten. Für die betroffenen Produkte empfiehlt es sich, Ersatzartikel zu identifizieren und alternative Lieferanten als Bezugsquellen zu sichern. Category-Teams sollten nach dem Best-Practice-Ansatz handeln und sicherstellen, dass alle relevanten Informationen der derzeitigen Coronavirus-Pandemie in der Supply-Chain-Software erfasst und gut dokumentiert werden. Das erleichtert die Entscheidungsfindung in der Zukunft.
Während der ersten Welle zeigte sich auch, dass verschiedene Regionen eines Landes zu unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlichen Effekten von der Pandemie betroffen sind. Teilen Händler ihre Erkenntnisse darüber, welche Taktiken sich als besonders effektiv oder inneffektiv in einem bestimmten Szenario erwiesen haben, mit allen Regionen, in denen sie aktiv sind, erhöht das die Erfolgswahrscheinlichkeit der Promotions, Sortimentsänderungen, Preisanpassungen und Markdowns.
Die neue Normalität erfordert, dass sich Category-Teams und Supply-Chain-Planer im Einzelhandel besser miteinander vernetzen, um den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden. Der Versorgungssicherheit im Pharmabereich kommt dabei eine besonders wichtige Rolle zu. Der Zugang zu Medikamenten, Vitaminprodukten und anderen, für Verbraucher essenziellen Artikeln ist von großer Bedeutung: Das zeigte sich bereits während der ersten Pandemiewelle, als Warenengpässe Verbraucher wie Händler vor große Herausforderungen stellten. Einzelhändler im Pharmabereich erfüllen die Bedürfnisse ihrer Kunden dann optimal, wenn sie eine Kombination der richtigen Tools und entsprechender Prozesse zur Bestandsoptimierung ihrer wichtigsten Produktkategorien implementieren.
Dieser Artikel erschien ursprünglich in Chain Drug Review.