Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Lebensmittel Praxis.
Die Optimierung der Regale per Planogramm kann schnell danebengehen. Aber nicht, wenn individuell pro Markt vorgegangen wird. Und das ist längst möglich.
Am Beispiel wird’s klar: Das neue Planogramm soll am Regal umgesetzt werden. Geht aber nicht. Es sieht zu wenige Facings für den Schnelldreher des eigenen Marktes vor, dafür zu viele Facings für Produkte, die nicht laufen. Einige Produkte sind im Planogramm, obwohl diese für den Markt völlig unwirtschaftlich sind und immer wieder abgeschrieben werden. Weshalb sind diese überhaupt im Planogramm vorgesehen? Am Ende baut sich der Markt sein eigenes Planogramm. Das ist sehr umständlich, kostet viel Zeit und noch mehr Nerven. Und schlimmer: Wertvolle Insights zur kategoriespezifischen Platzierung gehen dabei verloren. Abhilfe können filialspezifische Planogramme schaffen.
Das filialspezifische Planogramm
Werden für die Optimierung statt Durchschnittswerten filialspezifische Performance-Daten berücksichtigt, ergibt sich oft ein ganz anderer Bedarf am Planogramm. Es entsteht ein Layout, das auf jede einzelne Filiale zugeschnitten ist, und ganz wichtig, das auch umgesetzt werden kann. Ein echter Mehrwert, der sich für alle Beteiligten lohnt.
Filialspezifische Planogramme berücksichtigen die Besonderheiten jedes einzelnen Marktes. Das Produkt-Ranking (siehe Abbildung 1) fließt in die Erstellung der filialspezifischen Planogramme ein. Produkte mit hohem Ranking haben entsprechend mehr Facings. Produkte mit niedrigem Ranking werden mit weniger Facings platziert. Unwirtschaftliche Produkte können sogar »wegrationalisiert« werden. „Dabei fließen nicht historische Daten ein, sondern Prognosen für die Zukunft. Wir schauen beim Autofahren ja auch nach vorne und nicht nur in den Rückspiegel“, sagt Josef Ilgen, Lead Principal Category Management bei RELEX Solutions.
Messbare Resultate
Eine automatisierte Lösung, die filialspezifisch planogrammiert, ist die Voraussetzung dafür, dass Planogramme überhaupt umgesetzt werden können. Sie passt die Facings an und bewirkt dadurch:
- 1–3 % höhere Umsätze
- 5–10 % Verderbsreduktion und
- erhöhte Produktverfügbarkeit.
Werden die Planogramme dann noch mit der Supply-Chain synchronisiert, wird das gesamte Potenzial ausgeschöpft. Die Schwierigkeit besteht darin, dass Category-Management und Supply-Chain organisatorisch als unterschiedliche Bereiche behandelt werden und ihre KPI-Treiber sich unterscheiden können. Für die Supply-Chain und die Märkte bieten filialspezifische Planogramme erhebliche Kosteneinsparungsmöglichkeiten.
Das zeigen auch die Analysen von Sam Welton, Vice President of Product, Space & Assortment bei RELEX Solutions: „Unseren Erfahrungen nach sparen Händler mit der Disposition direkt ins Regal Betriebskosten von bis zu einem Prozent ein, reduzieren Lieferpositionen in die Filiale um 25 bis 35 Prozent und erleben 15 bis 25 Prozent weniger Überschreitungen der verfügbare Regalfläche.“
Automatisierung als Voraussetzung
Besonders für Schnelldreher ist das von Bedeutung: Diese sollten weniger häufig, dafür aber in größeren Mengen kommissioniert werden, um genügend Reichweite über den Lieferzyklus zu bieten. Das freut auch die Logistik.
Beispiele zeigen: Der britische Lebensmitteleinzelhändler East of England Co-op konnte durch die Einführung filialspezifischer Planogrammierung eine Umsatzsteigerung von 2,2 Prozent verzeichnen.
„Aktuelle Shopper-Insights und fundiertes CM-Know-how werden zur Ableitung guter Regeln benötigt, um darauf basierend die beste Lösung automatisiert zu generieren. Zudem sollten die Regeln die Bedürfnisse des Handels berücksichtigen“, untermauert Alexander Ehrl, Geschäftsführer von plan + impuls.
Die Planogramm-Anforderungen können sich je nach Kategorie und Größe unterscheiden. Ist das relevante Suchkriterium für den Shopper bei der Platzierung eher die Marke? Die Subkategorie? Oder ein ganz anderes? Soll vertikal oder horizontal platziert werden? Welche Anteile sollen für welche Subkategorie vergeben werden? Welche KPIs entscheidend sein sollen, legt der Händler natürlich nach seiner Strategie fest.
Planogramm & Supply-Chain
Das volle Potenzial wird ausgeschöpft, wenn Planogramm und Supply-Chain miteinander im Austausch stehen, also in beide Richtungen miteinander kommunizieren. Die Supply-Chain-Daten werden bei der Erstellung der filialspezifischen Planogramme berücksichtigt. Und andersherum: Die Regalplatzinformationen (wieviel Platz habe ich im Regal?) werden vom filialspezifischen Planogramm an die Supply-Chain zurückgegeben, um die Bestellvorschläge des Marktes zu optimieren.
Entsteht das Planogramm unabhängig von der Supply-Chain, kann es sein, dass die angelieferte Ware nicht ins Regal passt. Der Klassiker. Im Handel gibt es dafür verschiedene Begriffe: Rückpack, Überlager oder einfach nur »Reste«. Umgekehrte Situation: Die Regalkapazität wird nicht voll ausgenutzt. Die Ware wird wiederholt angeliefert, obwohl einmal ausreichen würde.
Der Einfluss von Planogrammen auf die Supply-Chain
Das sind geeignete Kategorien
Besonders gute Erfolge haben filialspezifische Planogramme bei Kategorien mit hohem Umschlag und Absatzschwankungen, z. B. Einweggetränke, Salzgebäck oder auch die Mopro.
Trays auspacken oder nicht?
Eine spannende Frage, keine einfache Antwort. Trays auspacken kostet Zeit. Trays nicht auspacken kostet noch mehr Zeit. Besser den Langsamdreher ein paarmal auffüllen, als dauernd den Schnelldreher nachfüllen. Filialspezifische Planogramme können bei Langsamdrehern das Auspacken ermöglichen und somit wertvollen Platz für Schnelldreher nutzen.